Mittwoch, 6. Oktober 2010

Déjà-vu

Das Wochenende sollte mich mal wieder auf Reisen bringen – zusammen mit Anitra und Vilnis habe ich mich auf eine "journalistische" Reise durch den Nord-Osten Lettlands begeben.

Unterweg mit Fernglas und Spektiv


Am Samstagmorgen fahren wir von Riga aus nach Salacgriva, wo wir am Birdwatch-Wochenende an einer ornithologischen Exkursion teilnehmen. Im Anschluss führt uns Andris (unser Guide vom lettischen Amt für Naturschutz) zu einem Ort, an dem Neunaugen gefangen und gegessen werden – es war eine Art kleines Volksfest mit folkore Musik und Entertainment. Der Fluss Salaca ist einer der wenigen Flüsse in Europa, an dem sie gefangen werden dürfen und für diesen Zweck sind drei feste Konstruktionen mit Netzen in den Fluss gebaut, die die Neunaugen auf ihrer letzten Wanderung von der Ostsee zu ihren Laichgründen im Fluss fangen. Im Rest Europas ist das Neunauge eine gefährdete Spezies, doch in diesem Biosphärenreservat gibt es noch einen natürlichen, sauberen, Sauerstoff reichen Fluss, an dem sie sehr zahlreich sind.

Neunaugenfangzaun in der Salaca
Nach einigen weiteren Stunden und Stationen im Norden Lettlands und im Süden Estland kommen wir Abends in dem Ort (Dem Büro der Biosphärenreservatsverwaltung) an, in dem wir die Nacht verbringen werden. Beim Anblick der Straße formen meine Mundwinkel ein Lächeln, denn ich habe ein Déjà-vu:
Wir hatten hier unseren letzten Halt in Lettland, bevor es nach Vormsi gehen sollte und alles kommt mir bekannt vor.Ich erkenne den kleinen Laden wieder, hier war der Platz, auf dem wir Hackysack gespielt haben, hier in dem Restaurant hatte ich einen leckeren Kaffee - es ist doch immer schön, alte Bekannte wieder zu sehen.

"Wem kommt das bekannt vor?"
In den folgenden Tagen besuchen wir die Gauja-Region, einem sehr natürlichen Fluss, der sich noch selbst sein Flussbett suchen kann und nicht in einen engen Kanal gezwängt wurde. Die Mäanderform wandelt sich stetig und bietet zahlreiche Habitate für seltene Arten.

Natürliche Flussdynamik – steile Erosionshänge links, flaches Ablagerungsufer rechts

Solche Wildheit muss man in Deutschland leider intensiv suchen, wenn sie überhaupt noch vorhanden ist. Gerade deshalb ist es umso wichtiger, unsere letzten Prunkstücke mit aller Macht zu bewahren und im europäischen Verbund dafür zu sorgen, dass die großen natürlichen Gegenden in unserer Nähe nicht die selbe Entwicklung durchmachen, wie der Rest. Das geht aber nur, wenn die Natur von den Menschen vor Ort als schützens- und erhaltenswert angesehen wird. Darum geht's.


4 Kommentare:

  1. Mir kommt das bekannt vor!
    Weiter so, min Jung, ich verfolge deinen Weg online.

    Schönen Gruß
    Birger

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  2. Ich erinnere mich auch gern an den Zwischenstopp.
    Tolle Bilder!
    Maria

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  3. Hey Lt. Dan!
    Wir haben gerade etwas gemeinsam:
    Du, der sich in Slitere physisch aufhält und ich, der gerade den Bericht schreibt (rare species protection in Sliere national Park). Hach mensch, wie das verbindet...;-)
    Nee aber mal im ernst: Hast Du noch einen heissen Tipp, wo man an infos über solcherlei Themen kommen kann?
    Die Projekte, die ich derzeit beackere heissen genauer: "see for yourself" und "discover the nature".
    Also, wünsch Dir ansonsten noch ereignisreiche Tage bis bald einmal hier in D.
    Greetz, Marcel

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  4. Heyho Marcel,
    und ich dachte schon, ich wäre der einzige von uns, der diese Verbindung spürt ;)
    Ne, aber mal im Ernst:
    Was genau suchst du denn? Infos über diese beiden Projekte oder Infos über eventuell andere Vorhaben?
    Ich bin in die Webcamgeschichten nen bischen eingeweiht, am Anfang meines Praktikums war eine bei einem Dachsbau befestigt, dieser Dachs hatte sich aber nur sehr kurz davor aufgehalten und das Ergebnis war mau. Nun haben wir vorgestern dieselbe auf einer Biberburg befestigt, die hoffentlich bessere Bilder macht.
    Die Probleme dabei sind vor allem:
    - Viele Tiere nur Nacht/Dämmerungsaktiv --> schlechte Bilder
    - Stromversorgung der Kameras (Autobaterien)
    --> Daher mit Bewegungssensor gesteuert
    - Möglicher Diebstahl, weshalb sie an unzugänglichen Orten befestigt werden müssen (z.B. Strand fällt da raus)
    - Nur schlechte Mobilfunkanbindung, Direktimport der Bilder ins Netz nur selten möglich, und geht dann auch stark auf Batterien, die sowieso schon alle drei Tage ausgewechselt werden, genau wie die Micro-SD Karte
    Der Leuchtturm ist der ideale Ort gegen diese Probleme, liefert allerdings nur eintönige Bilder.
    Wenn du noch weitere Dinge wissen möchtest, schreib mir ne mail, klimafresser@googlemail.com, ich werde sehen, was ich machen kann.
    Lg,
    Erik

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