Samstag, 14. Mai 2011

Recherchetour für meine Bachelorarbeit - Erste Eindrücke

Mine Woche ist nun bereits vorüber, Zeit, erste Impressionen festzuhalten.
Ostseefähre im Sonnenuntergang
Es beginnt alles mit einer durchaus interessanten Fährfahrt von siebenundzwanzig ein halb Stunden, die mich mich wieder nach Ventspils in Lettland bringt. Ein paar interessanter Bilder, dem einem oder anderen Gespräch mit einem Mitreisenden machen diese Fährfahrt schon zu einem Event der extra Klasse, wenn ich an die Fahrt von Ventspils nach Travemünde im letzten Jahr denke. Die beiden Erinnerungswürdigen Elemente dieser Fahrt waren: sturmbedingtes Schaukeln und schallend lallende, betrunkene baltische Trucker. Der Unterschied dürfte jedem einleuchten.
Ventspils bei Nacht
Nach diesen siebenundzwanzig ein halb Stunden gehe ich um 10:15Uhr Ortszeit – begleitet von großen Baumaschinen, die abgetäut, angeworfen und rausgefahren werden, von der Fähre in die menschenleere Gangway. 
Einsame Gangway
Von dort öffne ich in froher Erwartung die Tür zum Terminal. In froher Erwartung, Vilnis zu sehen, der mich in den SlitereNP bringen wird. Was erblicke ich also hinter der Tür? Richtig, weitere gähnende Leere. Nur eine Wachfrau sitzt hinter Glas und schaut mich fast schon staunend an.
Doch davon lasse ich mich ja nicht unterkriegen, vielleicht steht er draußen an einem der beiden Eingänge. Auf zu Eingang 1! - Nada. Auf zu Eingang 2! - Niente.
Hmm.. perfekter Start.

Ich laufe einmal ums Haus und kein Vilnis weit und breit, nur ein paar parkende Autos, die aber alle verlassend sind. Also suche ich mir ein Plätzchen an dem ich meine Rucksäcke abstellen und mein Handy in Betrieb nehmen kann, um zu schauen, ob ich irgendwelche SMS oder Anrufe habe. Vielleicht hat er sich ja gemeldet - so denke ich mir - dass er 'nen Ticken später kommt, weil er einen umgestürzten Baum aus dem Weg räumen muss, er einen Platten auf der Schotterpiste bekommen hat oder Sonstigen, auf dieser Strecke nicht unwahrscheinlichen Dingen.

Doch stattdessen begrüßt mich mein Handy mit dem wunderbaren SOS-Zeichen. Nur Notrufe möglich. Klasse, mein Handy hat keinen Empfang. Es werden zwar einige Netzanbieter angezeigt, aber auf die kann nicht zugriffen werden. Meine erste Vermutung ist gleich, dass bei der Sperrung des Internets (EU-Roaming kommt wirklich nicht günstig), anscheinend das ganze Handy fürs Ausland gesperrt wurde – feine Sache. Allein in Lettland, mit keiner wirklichen Kontaktmöglichkeit. In richtig gut gelaunter Stimmung lächle ich gezwungen jedes Auto an, dessen Scheinwerfer auch nur ein bisschen Licht auf mich werfen. Leise (oder auch etwas lauter) brabble ich Flüche vor mich hin und überlege, in welche Richtung die nächsten Hostels liegen.
Dann auf einmal öffnet sich die Tür eines weit entfernt parkenden Autos und ich entdecke Vilnis, der mit Handy am Ohr telefoniert. Er hatte schlicht und ergreifend gedacht, meine Fähre käme erst noch an und war daher im Auto telefonierend sitzen geblieben... Puh... Der erste Schreck ist überwunden, es geht zu meiner ersten Station, dem Slitere NP!!
Das Haus in Silini
Am Freitag werde ich dann gleich mal zur Bodencrew für einen Heißluftballon beordert, das Video dazu gib es hier in schlechtest möglicher Qualität, da allein der Upload von diesen 23Mb 53Minuten dauerte:


Meine Vermutung stellt sich übrigens als richtig heraus, das Handy wurde vollends gesperrt. Wieso? „Interne, technische Probleme“, so die Antwort des Kundenbetreuers. Nach einigen Mails hin und wenigen zurück funktioniert es nach fünf Tagen wieder. Gut, dass solche Probleme nur dann auftreten, wenn man es auch verschmerzen kann. Sich im gewohnten Umfeld befindet und weiß, wie man von a nach b kommt. Aber immerhin: Ende gut, Endergebnis ebenso.

Apropos Ergebnis: Ich habe nun, nach genau einer Woche im Slitere, mit den vier wichtigen – für mein Vorhaben – Leuten aus der Verwaltung des Nationalparks gesprochen und einen sehr guten Einblick, in deren Kommunikations- und Organisationsstruktur erhalten. Heute kommen dann – wenn alles klappt – ein paar weitere Stakeholder dran, die sich zufälliger Weise alle für die Vorbereitung der Travellers-Days im Juni ganz in der Nähe treffen. Gutes Timing, aber hätte Andra das nicht sehr sehr zufällig im Nebensatz erwähnt, hätte ich davon nie erfahren.
Photoausstellung im Roja-Museum
Leider kam ich bisher nur zum Sichten von einem Interview, aber die Restlichen werden dann am Wochenende in Angriff genommen. Ich bin hier in einige Arbeitsabläufe wieder eingespannt, als ob ich ein Praktikum absolviere, aber das stört mich momentan aus folgenden Gründen nicht:
Erstens: So komme ich tief in den Wald! 
Some lizzard
Verlassene Kaserne im Wald
Zweitens: Durch „Daily-Work“ bekomme ich vertiefende Einblicke in die Organisation der Kommunikation hier, wenn man zum Beispiel auf einen Anwohner stößt und die Art und Weise des Umgangs und auch ein paar Brocken des Themas übersetzt bekommt.

Eine Win-Win Situation, in der ich nicht nur als „obstacle“ wahrgenommen werde, sondern auch etwas dazu beitragen kann (wenn auch im sehr Kleinen), dass die Dinge laufen.
Denn ein Problem ist hier allgegenwärtig: Personalmangel. Waren im Jahr 2004 noch 30 Personen allein für den Slitere beschäftigt, sind es nun nunmehr 18 Menschen, die nicht nur den Slitere, sondern einen großen Teil von Kurland (Kurzeme) betreuen.
Finanzkrise und Generalkürzung von 30% und mehr lässt grüßen Da bleibt für Extraaufgaben nicht viel Zeit und ohne das BalticGreenBelt-Projekt wären die meisten Publikationen gar nicht finanzierbar. Aber das ist natürlich nur ein Teil der Problematik, Weiteres schildere ich eventuell später oder eben in der BAC (Danke Marcel für diese doppeldeutige Kurzform).

Panorama vom Slitere Leuchttum
Habe ich übrigens bereits erwähnt, dass es bisher durchgehend 22°C warm war? Im Schatten?!? T-Shirt und kurze Hose sind also angesagt, die lange Unterwäsche habe ich gleich mal eingemottet, wobei sich heute das erste Mal Wolken am Himmel zeigen. Dabei wollte ich am Wochenende mal den unendlich langen und einsamen Strand genießen ;-)
Aber was soll man machen?
Alles wird gut!
Ganz bestimmt.


(Dieser Text beruht auf den Ereignisse von Mittwoch, 04.05 bis zum Donnerstag, den 12.05 – Weiteres möge bei Zeiten folgen)

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