Mittwoch, 15. September 2010

Men in Trees

*Tock Tock* - ich wache auf. Schaue auf meinen Wecker und dieser zeigt mir 5Uhr an. Vilnis macht also ernst.
Mechanisch ziehe ich meine Klamotten an und gehe zur Tür: „We're going?“ frage ich in die Dunkelheit - „We are going“ kommt unmittelbar als Antwort – Vilnis ist hell wach, ich nicht.

Worauf ich mich wohl eingelassen habe, als ich gestern sagte: „Why not?“.
Mit warmen und regenfesten Klamotten am Leib, zwei Paar Socken und Gummistiefeln am Bein fahre ich mit Vilnis hinaus in die Dunkelheit. Zuerst geht es über die Landstraße, dann über einen Waldweg, der uns in den noch dunkleren Wald führt. Bald schon laufen wir zu Fuß durch dunklen Wald, krachendes Totholz und hüfthohes Wasser – nur erleuchtet von unseren Kopflampen. Nach einer guten halben Stunde Fußmarsch zeigt mir Vilnis meinen Baum, der in drei Meter Höhe eine kleine Plattform trägt – mein Lager für die nächsten 3 Stunden. Mein Ausblick auf eine Lichtung, die sich schon bald mit Elchen, Wölfen und allem was sonst noch so kreucht und fleucht füllen wird – glaube ich zumindest.

Tatsächlich sehe ich in jedem grauen Schatten ein Tier, jedes sich bewegende Blatt und jeden sich bewegenden Strauch nehme ich genau unter die Lupe und bei noch so genauem Hinsehen bin ich mir einfach nicht sicher, ob ich mich täusche oder tatsächlich einen Elch vor Gesicht habe. 
 (Lichtung bei Tage - nix los)

Als die Sonne langsam aufgeht merke ich, dass ich mich wirklich jedes Mal getäuscht habe – die meisten Schatten haben sich nicht vom Platz bewegt und werden mit einem Mal zu Hecken und Sträuchern. Um neun Uhr kommt dann Vilnis von der gegenüber liegenden Seite der Lichtung zu mir gelaufen und holt mich von meinen Baum herunter – heute hatten wir kein Glück. Wahrscheinlich haben die von uns angezogenen Mücken solch einen Lärm gemacht, dass jedes auch nur halbwegs klar denkende Tier einen großen Bogen um uns gemacht hat.

(Sich tot stellende "Gras Snake" - das macht sie verdammt gut)
Auf dem Rückweg zeigt mir Vilnis immerhin jede Menge Spuren von Tieren, die in in der Nähe gewesen sind – ob die Spuren von heute oder gestern sind kann er leider nicht genau sagen. Ich für meinen Teil bin sicher, zumindest das Röhren eines Elches gehört zu haben, vielleicht hat er mich auch auf meinem Baum auch nur ausgelacht, aber immerhin – so denke ich mir - war er da. 

(Die Burg im Größenvergleich mit Vilnis - oben ist nur die äußerste Kante zu sehen)

Etwas weiter kommen wir zu einer alten und riesigen Biberburg, die laut Vilnis seit letztem Winter verlassen ist, weil entweder der Winter zu hart war und die Biber abgewandert sind oder sich ein Wolf über die Burgherren her gemacht hat. Beeindruckend, welch große Fläche so ein Nager unter Wasser setzen kann und wie tief das Wasser reicht. Auf der Rückseite entdecken wir aber doch noch Spuren eines Bibers – jedoch nur von einem Jungtier. Vilnis mutmaßt nun, dass das Biberareal zu groß wurde und frische Bäume zu weit entfernt von der Burg lagen, so dass es für einen Räuber einfach wurde, den Bibern aufzulauern. Nur ein Junges blieb über, welches nun verzweifelt versucht die Burg zu erhalten. Der sinkende Wasserspiegel deutet aber darauf hin, dass es ihm nicht gelingen wird – welch tierische Tragödie.

(Auf Tuchfühlung mit Biberkunst - drei Stämme eines Baumes, 
jeweils von innen angenagt)

Ich für meinen Teil schaffe es gerade noch meine müden und eingefrorenen Beine ins Auto zu hieven – kaum dass der Tag begonnen hat (es ist gerade einmal 14 Uhr) könnte ich vor lauter Erschöpfung schon wieder schlafen gehen – und das tue ich auch.
Gute Nacht! (...oder eher guten Nachmittag...)

1 Kommentar:

  1. Gut Ding will wohl Weile haben... Steht Dir sehr gut, das Mückennetz ;)

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